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Auswirkungen auf die Immobilienmärkte.

Zum grundlegenden Verständnis des ostdeutschen Wohnungsmarktes ist die Betrachtung der historischen Entwicklung erforderlich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren fast alle Mittel- und Großstädte sowie viele Kleinstädte, in denen sich kriegswichtige Produktionsstätten befanden, durch Luftangriffe beschädigt. Die DDR begann nach dem Krieg mit der notdürftigen Instandsetzung des Wohnungsbestandes. Relativ schnell wurde allerdings dazu übergegangen, in der Peripherie der Städte Neubausiedlungen in Plattenbauweise zu errichten.

Diese war deutlich günstiger als Sanierungen und bot den neuen Mietern zudem moderne Wohnungszuschnitte. Und nicht zuletzt kam das gemeinschaftliche Wohnen in den großen Plattenbausiedlungen dem sozialistischen Ideal von Gleichheit und Gemeinschaft am nächsten. Der Altbaubestand der Innenstädte hingegen zerfiel zunehmend, da dort nur minimal investiert wurde. (Kern-)Sanierungen wurden in der DDR nur bei ausgesuchten Prestigeobjekten durchgeführt.

Während im Westen im Rahmen des „Wirtschaftswunders“ bis in die späten 1970er Jahre hinein „alte, unattraktive“ Immobilien großflächig abgerissen und durch damals moderne Neubauten ersetzt wurden, fehlte im Osten glücklicherweise das Geld dafür, so dass die sehr schöne Bausubstanz der Vorkriegsjahre erhalten blieb, jedoch mangels Instandhaltungsinvestitionen dem langsamen Verfall preisgegeben war. Die Entwicklung des ostdeutschen Wohnungsmarktes nach der Wende kann in zwei große Phasen eingeteilt werden:

Phase 1: Investitionsphase

In den 1990er Jahren entstanden in den neuen Bundesländern über 700.000 neue Wohnungen. Der Neubau und die Sanierung von Wohnungen stießen – nicht zuletzt durch attraktive steuerliche Subventionen – ein riesiges Investitionsvolumen an.

Zum Teil wurden auch Plattenbauten renoviert und die Plattenbausiedlungen insgesamt aufgelockert und wohnlicher gemacht, etwa durch den Abriss einzelner Gebäude oder dem Rückbau von Geschossen. In dieser Zeit wurde die Altbausubstanz der Innenstädte fast vollständig saniert. Die Stadtkerne der Ortschaften wurden aufwendig wieder hergestellt; heute können die meisten Innenstädte in Ostdeutschland als Kleinode bezeichnet werden, die eine deutlich höhere Wohnqualität und ein schöneres Wohnumfeld bieten als die meisten Städte in den alten Bundesländern.

Phase 2: Stadtumbau Ost

Nach ersten alarmierenden Studien über den zunehmenden Leerstand wurde im Jahr 2000 die Expertenkommission „Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel“ eingerichtet.

Im Jahr 2002 führte der Bund das Programm „Stadtumbau Ost“ offiziell ein. Trotz seines integrierten Ansatzes stand die Fachwelt dem Programm zunächst kritisch gegenüber. In der Öffentlichkeit galt es als Abrissprogramm.

Das „harte“ Programmziel, der staatlich geförderte Abriss von bis zu 350.000 Wohnungen, erschien viel einprägsamer als das „weiche“ Programmziel, die Attraktivität ostdeutscher Städte und Gemeinden als Orte des Lebens und Arbeitens zu sichern und zu erhöhen. Ziele des Stadtumbaus sind die Stabilisierung von Stadtteilen, die vom Verfall und von sozialer Erosion bedroht sind, und der Erhalt der wertvollen innerstädtischen Altbaubestände. Zunächst aber standen die Abrissmaßnahmen im Mittelpunkt. In den Folgejahren verschwanden an den Rändern der ostdeutschen Städte ganze Straßenzüge und Wohnquartiere; vornehmlich Plattenbauten. Anders als bei den Flächensanierungen der 1960er und 1970er Jahre im Westen war nicht der Neubau oder die Umstrukturierung öffentlicher Räume das Ziel, sondern die Stabilisierung des Wohnungsmarktes.

Da die unter „Ostimmobilien“ subsumierten Probleme offen zutage traten, kam der Wohnungsneubau in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zum fast vollständigen Erliegen. Plattenbauten wurden nach und nach abgerissen, da sie bei den Mietern unbeliebt waren und sich eine Renovierung wirtschaftlich nicht mehr lohnte. So wurde in Leipzig der Plattenbaubestand durch Abriss um 50 % reduziert.

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