Wohl jeder kann sich an die vorhergesagten „blühenden Landschaften“ nach der Wende erinnern. Im Jahr 1989 setzte sich der Wohnungsbestand der neuen Bundesländer entweder aus unsanierten Altbauten aus der Vorkriegszeit oder aus Plattenbauten minderer Qualität zusammen.
Die Kombination aus erwarteter prosperierender wirtschaftlicher Entwicklung und hohen steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten führte zu einem Run auf die „Ostimmobilien“. Dieser Begriff bildete sich, nachdem anstelle der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung das allgemein bekannte Gegenteil eintrat: massiver Arbeitsplatzabbau verbunden mit starker Bevölkerungsabwanderung gerade der jungen, gebildeten Bevölkerungsteile. Infolgedessen entwickelten sich die Immobilieninvestments im besten Fall deutlich schlechter als erwartet, in vielen Fällen aber zum finanziellen Desaster.
Der Begriff „Ostimmobilie“ steht seitdem gemeinsam mit „Bauherrenmodell“ als Synonym für ein desaströses Investment in Immobilien. Die Presseberichterstattung in den letzten Jahren zementierte diesen Begriff: Jeder Artikel über den demografischen Wandel beinhaltet berechtigterweise die problematische Entwicklung in den neuen Bundesländern.
Nachdem durch diese Historie die gutverdienenden westdeutschen Selbstständigen, Freiberufler, leitenden Angestellten und Erben als Käufer von „Ostimmobilien“ ausgefallen sind, hat sich der Kreis der potenziellen Investoren stark minimiert.
Zusätzlich erschwert die restriktive Kreditvergabepolitik der (Groß-)Banken eine Investition in Renditeimmobilien. Nur bei Topbonität des Investors und einem entsprechenden Eigenkapitaleinsatz, der bis zu 25 % des Kaufpreises betragen kann, werden Finanzierungen bewilligt. Zusätzlich beschränken viele Banken ihre Engagements auf die wenigen größeren Städte.
Die lokalen Sparkassen und Volksbanken, die die Immobiliensituation vor Ort besser einschätzen können, haben zum Teil noch notleidende Engagements in ihren Büchern, was zu einer deutlich zurückhaltenderen Kreditvergabe führt. Zudem können Investments im siebenstelligen Bereich nur von den größeren Instituten zu marktgängigen Konditionen begleitet werden.
Unterm Strich kommen also für Immobilieninvestitionen nur solvente Investoren mit entsprechender Kenntnis der lokalen Verhältnisse in Frage. Diese finden sich in den neuen Bundesländern aufgrund der Historie und der wirtschaftlichen Entwicklung aber kaum. Denn dort gibt es keine vererbten Vermögen und nur wenige Spitzenverdiener. So verfügt etwa Sachsen nur über zwei Einkommensmillionäre, wohingegen allein Düsseldorf 187 Einkommensmillionäre verzeichnet!